Hintergrundinfos

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Die Geschichte des Konfliktes im Jemen

Die derzeitige Situation im Jemen ist von Konflikten geprägt, mit denen das Land schon seit Jahrzehnten kämpft. Jedoch hat sich, als Folge der instabilen Lage nach dem Ausbruch des Arabischen Frühlings im Jemen 2011, der Konflikt seit 2014 zu einem Bürgerkrieg ausgeweitet, der das ganze Land umfasst. Befeuert wird der Krieg durch interreligiöse und regionale Konflikte. Generell lassen sich zwei Konfliktparteien ausmachen. Auf der einen Seite stehen Gruppen, die sich zu dem von der Weltgemeinschaft anerkannten sunnitischen  Präsidenten Hadi, der seine Anhänger vor Allem im Süden des Landes hat, bekennen. Auf der anderen Seite befinden sich die schiitischen Huthi-Rebellen aus dem Norden des Jemen und der ehemalige Präsident Saleh.

Spaltung des Landes

Die Konflikte reichen weit in die Geschichte des Jemen zurück. Bis 1990 war der Jemen zweigeteilt in die kommunistisch geprägte Volksrepublik Jemen im Süden und die Arabische Republik Jemen im Norden. Die Existenz beider Staaten nebeneinander verlief nicht immer friedlich und es schalteten sich auch externe Akteure wie Saudi-Arabien, Ägypten und Jordanien in den Konflikt ein. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR und starken wirtschaftlichen Problemen in beiden Staaten kam es 1990 zur Vereinigung. Präsident der neuen Republik Jemen wurde Ali Abdullah Saleh, der seit 1978 bereits Präsident des nördlichen Teils war.

Jedoch zeigte sich schnell, dass beide Staatsgebiete nicht vollkommen vereint waren. 1994 brach ein Bürgerkrieg im Süden des Landes aus, der zu einer Unabhängigkeitserklärung des Südens führte. Der neugegründete Staat wurde allerdings international nicht anerkannt und die Unabhängigkeitserklärung blieb erfolglos. Nach dem Ende des Bürgerkrieges etablierte das Regime von Saleh umfassende Kontrolle über die zentralen Ressourcen und Institutionen des Jemen. Der innerste Kreis um Saleh erarbeitete sich wirtschaftliche Vorteile. Dadurch wurden die Regionen außerhalb der urbanen Ballungsgebiete ausgegrenzt und wachsende Feindseligkeit der Stämme gegenüber der Regierung war die Folge.

Die sozio-politische Lage wurde immer fragiler und die Lebensverhältnisse der Bevölkerung verschlechterten sich.  Außerdem wurde die politische Landschaft stark von Korruption geprägt. Teilen der Regierung wurde nun auch bewusst, dass Saleh gezielt die Interessen seiner Familie durchsetzte und dabei andere politische Eliten außen vor ließ. Die Spannungen in der Regierung, steigender Unmut in der Bevölkerung, Rebellenbewegungen wie die Huthis und Gruppen aus dem Süden, die nach Unabhängigkeit des Südens verlangten, führten zu einem Legitimitätsverlust Salehs. Nachdem 2009 und 2010 auf Initiative der Regierung Konferenzen mit oppositionellen Kräften abgehalten wurden, die jedoch Wirkungslos blieben, folgte die jemenitische Bevölkerungen den Bewegungen, die in Tunesien ihren Anfang hatten und als Arabischer Frühling bezeichnet werden. Ziel der Proteste war ein politischer Wandel, um hohe Arbeitslosigkeit, schlechte wirtschaftliche Verhältnisse und vielfache Korruption zu bekämpfen.

Entwicklung von 2011 bis 2014

Auf Grund der massiven Proteste trat im November 2011 Präsident Saleh zurück und übergab sein Amt an den bisherigen Vizepräsidenten Abd Rabbuh Mansur Hadi. Dieser sollte dem Land für die folgenden zwei Jahre während des Transformationsprozesses vorstehen. Im Gegenzug wurde dem ehemaligen Präsidenten Saleh Immunität gewährt. Er blieb aber weiterhin Vorsitzender der Regierungspartei GPC, der auch der Präsident Hadi angehört. Die Regierungskoalition aus GPC und ehemaligen oppositionellen Parteien vermochte es jedoch nicht, die Lage im Jemen zu verbessern und kämpfte mit einer Vielzahl an Problemen. Als Folge verlor die Regierung ihre Anerkennung und das Zutrauen in der Bevölkerung.

Bürgerkrieg seit 2014

Im September 2014 stürmten die Huthi-Rebellen im Verbund mit Kämpfern Salehs, dem ehemaligen Präsidenten, die Hauptstadt Sanaa und zwangen die Übergangsregierung von Hadi zum Rücktritt. Für wenige Monate wurde eine neue Konsensregierung eingesetzt, die allerdings bereits im Januar 2015 nach Eingriff der Huthi-Rebellen wieder zurücktreten musste. Nachdem bekannt wurde, dass Hadi, der weiterhin international anerkannte Präsident Jemens, eine erneute Spaltung des Landes in Nord und Süd vorbereitete, um Präsident des Südens zu bleiben, versuchten überall im Land verschiedene Gruppen die Kontrolle über Gebiete im Jemen zu erlangen. Als Konsequenz musste Hadi ins Exil nach Saudi-Arabien fliehen.

Internationale Intervention und radikal-religiöse Gruppierungen

Kurz darauf griff Saudi-Arabien in das Geschehen ein und änderte den Verlauf des Transformationsprozesses im Jemen. Im Kampf mit dem schiitischen Iran um die Vormachtstellung auf der Arabischen Halbinsel werden die schiitischen Huthi-Rebellen, die auch Grenzgebiete zu Saudi-Arabien kontrollieren, als Bedrohung für den eigenen Machteinfluss gesehen. Saudi-Arabien führt deshalb eine militärische Allianz, bestehend aus sunnitisch regierten Ländern, die mit Waffen und Technologien aus Großbritannien und Frankreich unterstützt werden, gegen die Huthi-Rebellen und die Streitkräfte Salehs an. Dabei spielen nicht nur religiöse, sondern auch wirtschaftliche Motive eine entscheidende Rolle. Denn der Jemen kontrolliert durch seine geografische Lage die Meerstraße Bab al-Mandab, durch die ein Großteil der weltweiten Öllieferungen verschifft wird.

Die Allianz unter Saudi-Arabischer Führung reklamiert ihr militärisches Vorgehen mit der Resolution des UN-Sicherheitsrates 2216 vom April 2014, welche die Allianz von Huthi-Rebellen und Saleh-Anhängern zur Aufgabe aufruft. Es gibt jedoch hinreichend Beweise, dass Angriffen der saudischen Militärallianz Zivilisten zum Opfer gefallen sind. Des Weiteren tragen die radikalen Gruppen der Al-Quaida und des sogenannten „Islamischen Staates“ zu einer Verschlechterung der desaströsen Lage im Jemen bei. Beide Gruppen sind durch die schwachen staatlichen Strukturen während des Bürgerkrieges erstarkt und konkurrieren nun um sunnitische Kämpfer und Anhänger. Während der „IS“ im Jemen keine großen Gebiete kontrolliert, gehört die Al-Quaida im Jemen zu dem gefährlichsten Ableger der Organisation weltweit.